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Abschied in Bild und Ton.

Fosses "Morgen und Abend" als Monolog in der Speicherbühne

Von Sven Garbade (Weser-Kurier)



BREMEN. Ein Satz von Tschechow könnte programmatisch für diesen Theaterabend gelten: Wirklich schön ist nur, was ernst ist. Denn in dem Roman "Morgen und Abend" des Norwegers Jon Fosse, der nun als szenischer Monolog auf der Speicherbühne in der Überseestadt gezeigt wird, geht es um letzte Dinge: den Abschied vom Leben, das Versiegen der Kräfte, die Realität des Todes. Kalt bläst der Wind über den Fjord, als ein alter Mann zum letzten Mal aufs Meer hinausrudert. Dies ist kein Pralinentheater.

In der Inszenierung von Perdita Krämer und Ralf Knapp steht Ralf Knapp als Schauspieler alleine auf der Bühne. Zunächst sehen wir nichts. Die kleine Speicherbühne ist beim Eintreten mit Nebelschwaden angefüllt, als befände man sich bereits am himmlischen Ort. Nur langsam erfasst der Zuschauer die Schattengestalt eines Mannes, der zusammengekauert auf einer Bank liegt.

Weit mehr als um das Sehen geht es in diesem Miniaturtheater jedoch um das Hören. Wie bei einem großen Leinwand-Epos illustriert Pianomusik von Michael Rettig die Gefühlswelt des alten Einsiedlers; mal lautmalerisch ergänzt durch das Cellospiel von Tao Song - so, als klapperten die Ruder und Reusen vorm Bootshaus oder plätscherten leise die Wellen. Dann wieder erhebt sich der Orchesterklang hinauf zu jener großen Emphase, die von einem ganzen Menschenleben klanglich Bericht erstatten will. Bilder von skandinavischer Natur werden evoziert, natürlich im Breitbildformat.

Annette Ziellenbach & Michael Pundt (Foto: Bianca Oostendorp)

Ralf Knapp verkörpert den Fischer Johannes dabei mit einer akkuraten Sprachbehandlung, wie man sie sich auf mancher großen Bühne wünschte. So ist die Inszenierung prädestiniert dafür, auch als Hörspiel umgesetzt zu werden.

Wie tragisch und berührend doch all diese kleinen Erzählungen sind, die Autor Fosse im Kopf seiner Figur stattfinden lässt: wie der alte Fischer sich an seine verstorbene Frau erinnert und wie ihm alle Lebensfreude nach deren Tod verlorenging. Ralf Knapp pendelt zwischen Greis und Kind, bevor er sich am Fjord niederlegt und der Strom des Bewusstseins verlöscht.

02/2009

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